"Home is wherever I'm with you"
- vevefaitlaboum
- 12. Apr. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Mai 2020
(c) Edward Sharpe & The Magnetic Zeros (2009)
Ich weiß gar nicht, wann ich das erste Mal so richtig über die Bedeutung von Heimat nachgedacht hab. Ohne zu reflektieren hab ich es eigentlich immer einfach so verwendet, zu den Freunden gesagt 'dieses Wochenende fahr' ich in die Heimat'. Und wo ist eigentlich dieses 'Zuhause'? Da erinnere ich mich schon an das eine oder andere Mal, als ich bei meiner Familie war und gesagt hab 'Sonntag fahre ich wieder nach Hause - äh also Dortmund-Zuhause'. Und dann in Dortmund erzähl ich 'Zuhause, ähm also bei meiner Familie, war es entspannt'. Scheint ja relativ situationsabhängig zu sein. Dortmund ist über die Jahre, ohne dass ich das aktiv irgendwie bemerkt hätte, auch zu meinem Zuhause geworden. Über sechs Jahre lang mit Bus und Bahn die immer gleichen Strecken gefahren, Neues entdeckt und Bekanntes wieder aufgesucht. Die Dortmunder Pott-Schnauze, das Bier, die Mensabesuche und stundenlanges Quatschen hinterher, Altbierbowle im Wenkers, Grillen im Westpark, Reality TV vor der eigenen Haustür und den Trubel des Westenhellwegs - all das ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich auch Dortmund als eine zweite Heimat bezeichnen würde. Und daran haben besonders auch meine lieben Stammtisch-Mädels, die Spanisch-Crew und noch ein paar andere Leutchen einen großen Anteil. Unvergessliche Tage, Abende, Feiern, Gespräche mit Lachen und mit Tränen. Ich bin so froh und dankbar, dass wir uns gefunden haben. Ich glaube ohne diese tollen Menschen hätte ich vielleicht einige Hürden nicht überwunden und und wäre nicht daran gewachsen. Es gibt so viele geniale Erinnerungen, die ich mit nach Amerika nehme und die bedeuten mir super viel. Diese Leute sind auch meine Heimat.

Heimat im herkömmlichen Sinne, als Ort wo man geboren wird, aufwächst und zur Schule geht, ist für mich zweifelsfrei Ibbenbüren im Münsterland. Und ich muss zugeben, erst in den letzten paar Monaten sind mir viele Dinge bewusst geworden, welche meine Heimat für mich ausmachen, was ich daran so schätze und was ich auch vermissen werde. Das fängt schon an mit den verschiedenen Orten in der erweiterten Nachbarschaft, die mich durch die Kindheit begleitet haben und den Plätzen, wo man sich als Jugendliche mit den Freunden die ersten Male richtig erwachsen gefühlt hat. Dass ich durch die Straßen laufen kann und fast alles mit irgendwelchen Erlebnissen mit den verschiedensten Leuten verbinde. Schweißtreibende Herzrasen-Momente bei den Zitterpartien beim Basketball, unbändige Freude beim Sieg und geteilte Enttäuschung beim Verlust. Die verrückte Mischung an Freunden, die man als Betreuerin im Ferienlager unweigerlich findet.
Und das geht bis in die kleinen Eigenheiten des Familienalltags. Dass ich alle an der Art die Treppe rauf- und runterzusteigen erkennen kann, Papas Technikhilfe, Mamas Küchenkniffe, Quatsch labern mit den Schwestern, auf der Terrasse sitzen und Wein trinken, im Garten Sonne tanken, das dumpfe Klopfen von draußen, wenn jemand Anzündholz hackt, dann mit brennendem Kamin vor dem Fernseher sitzen und Mama snackt Salzstangen, das komische Gurren der Katzen, wenn sie hallo sagen, der Blick aus meinem Fenster in den Garten. Einfach alles, was mich bisher so beeinflusst, mir geholfen und mich inspiriert hat. All das bedeutet Heimat und Zuhause für mich, und das werde ich auch vermissen. Aber das Schöne ist auch das Wissen, dass die Türen für einen Besuch immer offen stehen und ich stets wieder kommen kann. Und dann die Gewissheit, dass ich schnell Freundschaft schließe und auch anderswo eine Heimat finden kann, wenn auch eine andere. Damit ist überall dort mein Zuhause, wo ich einen Schlafplatz bei mir lieben Menschen habe.
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