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Die große Reise

  • Autorenbild: vevefaitlaboum
    vevefaitlaboum
  • 1. Okt. 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Vorneweg: Alles ist gut gegangen!


Am 28.09. um 07:50 geht mein Flug. Am Flughafen ist um zwanzig nach fünf nicht viel los. Ich muss beim Check-In und der Kofferaufgabe nur einmal mein ESTA Visum vorlegen, dann geht's schon weiter. Isidora, ihr Papa und ich verabschieden uns voneinander und ich gehe zur Passkontrolle bis mir auffällt, dass in meiner HydroFlask noch Wasser ist. Also wieder zurück, zum Klo, alles ausschütten und noch Mal tschüss sagen. Auch die Passkontrolle ist easy. Ich muss kurz zum Personenabgleich die Maske wegnehmen und dann wird gestempelt. Die Zeit bis zum Abflug nach New York vertreibe ich mir mit Podcast hören, habe dafür in weiser Voraussicht alle Folgen Gemischtes Hack der letzten drei Wochen aufgespart. Das Boarding geht fast pünktlich los und ich habe einen guten Platz erwischt. relativ weit hinten am Gang. Und zusätzlichen Platz habe ich auch noch, weil es ab meiner Reihe nur noch 3 statt 4 Sitze gibt. Der Mittelplatz bleibt frei, danke Covid! Der Start ist dann nur ein bisschen verspätet.

Bald gibt's Essen. Aber ich bin ein verwöhntes Blag geworden und es schmeckt mir gar nicht gut, deswegen bin ich froh, noch frisches Börek von Isidoras Großeltern und eine Tüte Nüsse zum Snacken zu haben. Leider bin ich ein kleiner Pedant und kann Menschen nicht so gut ignorieren. Deshalb ist das vor mir sitzende Pärchen schon eine kleine Challenge für mich. Ständig knutschen und schlabbern und kichern und (!) ins Ohr beißen... Der Hammer. Darüber hinaus scheinen die beiden sich freigekauft zu haben von der Maskenpflicht. Sieben Stunden dauert es, bis eine Flugbegleiterin sie 2x bitten muss, ihre Masken aufzusetzen. Aber dann auch nur als Kinnlade-Runterfall-Schutzvorrichtung. Die beiden klappen ihre Sitze bis Anschlag zurück und ich freu mich auf die nächsten 8 Stunden. Schlafen kann ich zwar nicht, aber wenigstens habe ich genug Beinfreiheit, um bequem zu sitzen. Im Gang schräg gegenüber sitzt eine junge Familie mit ganz, ganz süßem Baby. Der Kleine grinst immer wieder fröhlich in alle Richtungen und aaaaww.. 🥰 Die Landung rückt näher und irgendwann ist an Entspannung nicht mehr zu denken.

Kaffeesahne aus Oldenburg.

Ich bestelle mir 'nen schwarzen Tee, damit das Hirn nochmal geweckt wird. Mit Milch. Und halloo, guten Tag aus Deutschland - die gute alte Kaffeesahne aus Oldenburg. Fand ich irgendwie ganz lustig. Dann hol' ich mein Notizheft raus und muss mal kurz alles aufschreiben, was mir durch den Kopf geht, wirklich von der Seele schreiben. Das hilft etwas und ich denke noch, irgendwie war ich auch genau so aufgeregt bei den ersten beiden Malen, als ich in die USA geflogen bin, wenn nicht sogar noch mehr. Habe mir immer wieder gesagt, dass sie keinen Grund haben, mich nicht einreisen zu lassen. Dass ganz viele Mitglieder der Facebook Gruppe 'Couples Separated by Travel Bans' es schon geschafft haben.

New York im Anflug.

Wir landen nur ungefähr 10 Minuten zu spät, aber die Fahrt zum Terminal dauert auch noch ein wenig. Ich habe etwa drei Stunden, um meinen Anschlussflug nach Chicago zu bekommen. Das dürfte eigentlich reichen, denke ich mir, weil wegen Corona die Flughäfen generell sehr leer sind zur Zeit. Da ich weit hinten sitze, dauert das Warten aufs Aussteigen schon eine ganze Weile. Auf dem Weg zur Border Control versuche ich gleichzeitig, die richtigen Schilder für meinen Weg zu finden und mich mit dem Flughafen WLAN zu verbinden, um wenigstens kurz Bescheid zu geben, dass ich gelandet bin.

Jetzt kommt der Part, vor dem ich so Schiss hatte, weshalb ich so unglaublich aufgeregt war: die Einreise bei der Grenzkontrolle. Die Schlange ist schon ziemlich lang und ich beginne, mir Sorgen zu machen, ob ich den Anschluss erreiche. Aber bald merke ich, dass es doch relativ schnell voran geht. Als ich fast dran bin, höre ich wie eine Security Frau in der Nähe fragt, ob jemand 'nen Stift hat. Ich habe zufällig einen in der Bauchtasche und biete ihn an - vielleicht gibt das ja gutes Karma denk' ich mir. Und so kommt es, dass die Border Control am Flughafen JFK nun einen WDR Kugelschreiber besitzt. Die gleiche Frau schickt mich dann auch zu einem Officer. Vor mir ist noch ein älteres Pärchen an der Reihe und ich beobachte den Beamten, um vielleicht schon mal einschätzen zu können, wie er so drauf ist. Kann aber leider nichts erkennen. Ich schwitze ganz schön unter meinen zwei Schichten Klamotten (mir ist mein Fliegen immer eiskalt) und hoffe, dass mir kein Schweiß auf der Stirn steht. Die Maske muss ich danach unbedingt wechseln. Schließlich bin ich dran und der Officer schaut neutral. Nachdem ich meinen Reisepass abgegeben hab und er sich die letzten Stempel anschaut, fragt er, aus welchem Land ich angekommen bin und wie lange ich dort war. Serbien, 17 Tage. Dann tippt er etwas auf seiner Tastatur herum. Ich muss ein Foto machen lassen. Er fragt, was ich in den USA machen möchte. Meinen Partner und seine Familie besuchen. Wieder tippen. Er will wissen, wie viel Geld ich dabei habe. 230 Dollar, aber ich habe noch mehr auf meinem Konto, falls das wichtig sein sollte. Tippen. Nochmal will er wissen, wie lange ich in Serbien war. 17 Tage. Er ist weder freundlich, noch unfreundlich. Eigentlich einfach nur neutral und geschäftsmäßig. Damit komme ich klar, denk ich. In der Hand halte ich noch immer mein ausgedrucktes ESTA Visum. Er fragt noch, ob mein Partner in New York wohnt. Nein, in Chicago. Deswegen habe ich gleich noch einen Anschlussflug. Er tippt noch einmal kurz und ich versuche, ganz gelassen am Tresen zu lehnen. Als ich sehe, wie er den Stempel nimmt, den Pass stempelt und daraufhin mein Einreisedatum darunter notiert, fällt mir ein unglaublicher Stein vom Herzen. Es ist so unglaublich! Am liebsten würde ich losheulen, aber das geht natürlich nicht. Ganz tief durchatmen und sicheren Schrittes Richtung Gepäckannahme. Ich schreibe eine Nachricht an Aidan.

Der ist auch total aus dem Häuschen. So viel Anspannung fällt plötzlich weg. Es braucht ein bisschen, bis ich realisiere wie unglaublich einfach das war. Er wollte KEINERLEI Dokumente sehen. Nicht mal mein ESTA oder Rückflugticket. Total verrückt. Noch zweieinhalb Stunden bis zum nächsten Flug, das sollte auf jeden Fall zu schaffen sein. Aber mein Koffer kommt und kommt nicht. Alles ist unglaublich langsam - etwa alle 20 Sekunden kommt ein Koffer auf das Band. Ich werde etwas nervös, weil ich ja meinen Koffer auch noch mal aufgeben und den Boarding Pass holen muss für den nächsten Flug. Irgendwann kommt er dann und mit noch 1,75h auf dem Timer kann ich mich in die nächste Schlange stellen. Die geht allerdings echt langsam voran, weil nur ein Schalter besetzt ist. Eine halbe Stunde später ist auch das geschafft und endlich kann ich mich nach 'nem schnellen Security Check auf den Weg zu meinem Gate machen - am anderen Ende des Flughafens. Ist ein ordentlicher Fußmarsch, aber als ich da bin, lässt mein Magen auch endlich wieder Essen rein. Ich rufe Aidan an und wir quatschen für eine Weile. Ich erzähle von der Grenzkontrolle und wir sind beide so happy, dass wir uns in ein paar Stunden sehen. Dann geht auch das Boarding schon los. Die Maschine ist miniklein, fast wie ein Bus. An jeder Seite zwei Sitzreihen und jede Person hat einen Zweierplatz für sich. Ich bekomme einen Platz am Notausgang und freue mich mega wegen der ganzen Beinfreiheit. Der Kapitän sagt noch, dass es wohl Turbulenzen geben wird, aber so schlimm fand ich die gar nicht, dafür dass es wirklich ein kleines Flugzeug ist. Der Flug ist schnell vorbei - genau so lange wie die Zugfahrt zwischen Ibbenbüren und Dortmund. Dann sehe ich Chicago.

So ein wunderschöner Anblick... Ich bin geflasht und sprachlos und kann es kaum erwarten. Beim Flug über den Lake Michigan realisiere ich erst wieder, wie riesig der ist. Fast wie ein Meer: hört und hört nicht auf. Da in diesem Flugzeug nur wenige Leute mitgeflogen sind, habe ich dieses Mal ganz schnell meinen Koffer und es gibt auch keine Passkontrolle mehr - Inlangsflüge sind in den USA so wie bei uns Zugfahren, nur mit zudätzlichem Security Check.

Aidan steckt noch im Verkehr fest und wir müssen umständlich irgendwie kommunizieren, wo er mich abholt, weil ich an diesem Terminal noch nie war und sobald ich draußen bin, habe ich kein WLAN mehr (ja, ich hole mir in ein paar Tagen eine neue Nummer). Ich geh' die Straße lang und ganz am Ende steht er dann. So ein verrücktes, schönes Gefühl. Habe auch ein paar Tränen der Freude und Erleichterung vergossen. Dann musste es aber schnell gehen - Halteverbot! Ich hab's geschafft. Was ich in den ersten Tagen und Wochen so erlebe und wie die Gegend hier so aussieht, das kommt dann in den nächsten Eintrag. HAPPY!

 
 
 

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